
45 Prozent der Kinder in Wien könnten laut Ildiskut wegen mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht folgen. „Viele Eltern von deutschsprachigen Kindern haben Angst, dass ihre Kinder zurückfallen, wenn sie in diese Klassen gehen“, bedauerte Ildiskut im Gespräch mit der „profil“-Journalistin Eva Linsinger. Im Gegensatz zu den Migranten erster Generation könnten Zuwanderer mittlerweile alle alltäglichen Aufgaben erledigen, ohne Deutsch zu beherrschen. „Ich kann in einen türkischen Supermarkt gehen und alles auf türkisch erledigen“, sagte Ildiskut.
Zuspitzungen in der Migrationsrhetorik und Strafen würden laut der Lehrerin wenig zur Lösung des Problems beitragen. „Wir müssen gemeinsam Lösungen finden. Strafen schaden nur den Kindern; sie werden dadurch nur deprimierter und depressiver. Das
Miteinander kann nur funktionieren, wenn man den Menschen die Ängste nimmt,“ erklärte Idiskut.
Kinder nutzen Internet unkritisch
Die Kinder müssten laut der Lehrerin dazu ausgebildet werden, selbstständig und kritisch zu denken sowie Demokratie zu verstehen. „Kinder nutzen das Internet sehr unkritisch, weil sie keinen angemessenen Umgang mit Medien lernen. Schon in den Volksschulen sind Kinder in allen sozialen Netzwerken aktiv“, schilderte Idiskut.
Sie versuche stets, eine gute Diskussionskultur aufzubauen und den Kindern ein Gefühl für Empathie zu vermitteln, damit sich insbesondere die Buben auch in die Rolle einer Frau hineinversetzen könnten, um so Stereotype zu hinterfragen. „Ich lasse viel Raum für Diskussionen; wenn sie sich äußern, weiß ich: Da kann ich ansetzen und wir können darüber reden,“ erzählte die Lehrerin. Die meisten ihrer Schülerinnen und Schüler hätten eine Lehre gemacht, maturiert oder später studiert. Aus vielen von ihnen sei etwas geworden. „Sprache kann man mit der Zeit lernen, aber Haltung muss man früh entwickeln“, unterstrich Idiskut.
Redaktion: Raphael Gruber, David Peric
Kategorie: Artikel
Datum: 07.12.2024
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